Was ein Wahnsinn, die Biochemie in unseren Körpern. Dieser Terror, wenn die falschen Ingredienzen in Blut und Hirn umherwühlen und dich mit einem festen Stoß den Bergpass hinunterschubsen und du unten angekommen froh bist, wenn noch irgendetwas übrig ist von dir. Alles zerteilt, abgesplittert, zerrieben, zermust, abgeplatzt und sowieso in einem absoluten Chaos neuarrangiert – hoffnungsvoll gesagt – oder eben zerstört und vernichtet. Keine Entität mehr feststellbar. Vielleicht geht es ja irgendwo anders weiter.
Seine Hand berührt vorsichtig das Geländer am Steg. Es ist in die Jahre gekommen, das Holz offenporig und marode, teilweise von Moos überzogen. An einigen Stellen haben Jugendliche ihre Initialen eingeritzt, haben sich Verbindungen gewünscht, wo keine waren. Die Luft ist salzig und frisch, riecht nach Algen und Meer und dem Geruch, den die Sandkörner am Strand abgeben, wenn sie einen Tag lang die Sonne in sich aufgenommen haben. Nur im August riecht es so, das hat er festgestellt, das hat er in jahrelanger Beobachtung herausgefunden. Der Wind zerwühlt sein verwuchertes Haar und er sieht sich selbst am Strand stehen und weiß, was jemand über ihn denken würde, der ihn nicht kennt. Er lässt seine Fingerspitzen vorsichtig in den Sand gleiten, beugt die Hände nach oben und führt sie zusammen, führt sie langsam zum Kopf, zur Nase, mit der er riecht, mit der er die Augustsonne riecht und die durch seinen Körper strömt. Dann lässt er die Körner langsam und so kontrolliert wie er kann durch die Finger rinnen, wie eine Sanduhr, denkt er, wie das Maß aller Dinge. In der Ferne das Rauschen der Brandung und über dem Horizont, nur ein kurzes Stück darüber, wie ein Ball, der über eine Linie gespielt wird, die Purpursonne.