Die Oberfläche des Sommersees ist spiegelglatt. Nur vereinzelt gleiten kleine spinnenartige Wesen mit ihren unzähligen Beinen über das Wasser, schlagen mikroskopische Wellen und verharren. Hin und wieder steigen Luftblasen auf und zerplatzen. Mücken wabern in dunklen Schwärmen und Ameisen tragen die Reste eines Cornetto Buttermilch Zitrone in den Wald. Es geht kein Wind. Die Hitze des Tages wiegt schwer. Wo eben noch Decken im Gras lagen, richten sich nun langsam die Gräser auf. Die Sonne steht tief, lässt die Bäume lange Schatten werfen. Der Himmel brennt. Lynn schlägt die Augen auf. Lynn führt die Flasche zum Mund. Lynn ist glücklich. Sam ist eingeschlafen. Maxi pult feuchte Rinde von einem Stock und Amir malt Sam schlafend. Lynns Gedanken schaukeln vom Alkohol ganz weich. „So jung kommen wir nicht mehr zusammen“, murmelt sie, „das ist so ein blöder Spruch, aber es stimmt.“
„Wirklich ein blöder Spruch“, sagt Maxi forsch und schleudert die glitschige Rinde fort.
„Aber es stimmt halt“, sagt Lynn. „Weißt du noch, was du damals gesagt hast, Maxi?“
„Was hab’ ich wann gesagt?“
„Na, damals, als ich das mit dem jung zusammenkommen gesagt habe und du meintest, das wäre ein Kalenderspruch und so. Sowas würdest du ja jetzt nicht mehr sagen, oder? Weil damals warst du ja noch total jung.“
Maxi schüttelt den Kopf, reißt ein Büschel Gras aus dem Boden, stellt sich breitbeinig über Lynn und lässt die Halme einzeln auf ihr Gesicht segeln. „Du redest so einen Müll, zum Glück schreibst du keine Texte!“ Sam ist aufgewacht. Sam steht auf, trinkt einen großen Schluck Punica Tropical Fruits mit Wodka und verschwindet im See. Enten und Gänse fliegen panisch davon, klatschen mit ihren Flügeln auf dem Wasser. Sam taucht auf, schüttelt den Kopf und Wassertropfen fliegen durch die Luft. Amir malt Sam schwimmend, hebt den Kopf und sagt: „Proben wir später eigentlich noch?“
„Aber sowas von!“, ruft Sams Kopf weit draußen vom See.
Sie packen ihre Sachen und auf dem Weg zu den Fahrrädern denkt Lynn, dass es niemals wieder schöner sein wird. Sie sagt es nicht laut, weil Maxi das nicht ertragen und sie in die Brennnesseln schubsen würde. Also nimmt Lynn einfach Maxis Hand und lächelt, was Maxi nicht sieht, weil die dunkle Luft der Nacht sie umhüllt. Sie schieben die Fahrräder. Die Dynamos summen, rhythmisches Licht pumpt aus den Lampen. Irgendwo quakt ein Frosch.